Indigene Bevölkerung

MyHenna MyHenna

Die Kayapos sind eines der letzten indigenen Naturvölker Brasiliens.

Auf 44 Dörfer verteilt, leben hier heute noch 9000 Kayapo-Indianer im unberührten amazonischen Regenwald. Ihr Stammesgebiet liegt mitten im Herzen von Amazonien und erstreckt sich über große Teile der brasilianischen Bundesstaaten Maranhão, Mato Grosso und Pará. Ihr Territorium wird u.a. vom Rio Xingú, vom Rio Iriri und vom Rio Branco durchflossen und umfasst u.a. die Städte Belo Horizonte, São Félix do Xingú und Marabá.

Das Reservat erstreckt sich über eine Fläche von insgesamt 110.000 Quadratkilometern von staatlich geschütztem Land und ist damit größer als z.B. Island (103.001 Quadratkilometer) und Südkorea (100.210 Quadratkilometer). Es bedeckt eine größere Landmasse als die Hälfte der Länder der Welt.Ihr Territorium besteht aus 5 offiziell abgegrenzten, zusammenhängenden Teilgebieten im 5.500.000 Quadratkilometer großen Amazonasgebiet. Diese sind nur durch Flüsse, Seitenarme und Urwaldpfade miteinander verbunden und werden von den indigenen Ureinwohnern kontrolliert.

Die Kayapo-Indianer müssen die Grenze ihres gesetzlich demarkierten Stammesgebietes auf einer Länge von mehr als 2500 Kilometern gegen das Eindringen von Bauern und Viehzüchtern, Kolonisten, Siedlern, Wilderern, Holzfällern, Goldgräbern und Bergbauunternehmen schützen.

Die Ureinwohner haben erst seit den 1960er Jahren Kontakt mit der westlichen Zivilisation. Als eines der wenigen indigenen Naturvölker Südamerikas haben sie es bis heute geschafft, sich erfolgreich gegen die Ausbeutung durch die westliche kapitalistische Industrie- und Konsumgesellschaft zu behaupten sowie ihren angestammten Lebensraum und ihre jahrhundertealte, indigene Kultur, Tradition und Lebensweise weitestgehend zu bewahren.

Die Kayapos in Brasilien – politisches Engagement für mehr Autonomie

Der Weg der Kayapo-Indianer zu ihrem heutigen Autonomie, Unabhängigkeit und Selbstverwaltung war lang und steinig. Ihr Kampf gegen die Bedrohung durch westliche Einflüsse begann nicht erst im 20. Jahrhundert sondern bereits viel früher mit der Ankunft der ersten Europäer in Südamerika und dauert schon viel länger an.

Über Jahrhunderte hinweg haben sie sich erfolgreich gegen die Verfolgung und Verdrängung durch Goldgräber, christliche Missionare, Sklavenhändler und Gummizapfer (Sertanistas) gewehrt und hatten immer wieder mit eingeschleppten, europäischen Krankheiten wie den Masern zu kämpfen, gegen die sie keine natürliche Immunität besaßen und die ihre Bevölkerungszahl fortlaufend dezimierte.

Im Jahre 1911 betrug die Anzahl ihrer Stammesmitglieder noch 4000. Bereits nach dem Bau der Transamazônica, d.h. in den späten 1970er Jahren, war diese Anzahl auf nur noch 1300 geschrumpft.

Die 1980er Jahre markierten den Beginn ihres gesellschaftlichen Emanzipationsprozesses. In den 1980er Jahren und 1990er Jahren führten die Ureinwohner einen sehr erfolgreichen Kampf für die Erreichung ihrer politischen Ziele. In dieser Zeit schafften sie es in die internationalen Medien, rückten in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit und erhielten die erste Unterstützung von weltweiten Hilfsorganisationen.

Im Jahre 1988 konnten die Kayapo-Indianer mit der Verankerung ihrer indigenen Rechte in der neuen brasilianischen Verfassung und mit der offiziellen Anerkennung ihres Territoriums durch die brasilianische Regierung den bislang wohl größten Erfolg ihres politischen Kampfes feiern.

Im Jahre 1989 stoppten sie mit Demonstrationen erfolgreich das Kararaô-Staudamm-Projekt am Rio Xingú, dessen Bau einen großen Teil ihres Stammesgebietes überflutet hätte.

Die Kayapo-Indianer haben den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft, ohne dabei ihre indigene Kultur und Identität zu verlieren. Sie haben ihre traditionellen Bräuche, Tänze, Zeremonien und ihre Sprache bewahrt und sind das reichste und mächtigste der noch verbliebenen 240 indigenen Naturvölker in Brasilien.

Der erfolgreiche Kampf gegen die Abholzung des Amazonas Regenwald

Aber das ist bei weitem noch nicht alles, was sie mit ihrem politischem Kampf erreicht haben. Sie haben sich bis heute genauso erfolgreich gegen die Ausbeutung und Zerstörung des amazonischen Regenwaldes auf ihrem Stammesgebiet gewehrt. Damit haben sie einen unschätzbaren Beitrag zur Erhaltung eines der wichtigsten, komplexesten, artenreichsten und letzten, heute noch intakten Ökosysteme dieser Erde geleistet.

Aber die Uhr tickt und die Gefahr der Abholzung des tropischen Regenwaldes im Amazonas ist immer noch nicht endgültig abgewendet.

Bis heute sind bereits 20% des brasilianischen Regenwaldes vernichtet. Weltweit erzeugt die Abholzung des tropischen Regenwaldes genauso viel CO2-Ausstoss wie alle Lastwagen, Autos, Schiffe, Züge und Flugzeuge zusammen und ist daher eine wichtige Ursache für den globalen Klimawandel. Die tropischen Regenwälder sind der Lebensraum fast der Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten dieser Erde.

Während ihres jahrzehntelangen politischen Engagements für mehr Autonomie und Unabhängigkeit haben sich die Kayapo-Indianer auch als die effektivsten Umweltschützer im Kampf gegen die Zerstörung des tropischen Regenwaldes in Brasilien erwiesen. Naturschutz kann so einfach sein: wo ihr Territorium beginnt, endet die Abholzung des amazonischen Regenwaldes.

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